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MARIO MAURONER CONTEMPORARY ART VIENNA

Darina Kmetova, Anselma Murswiek, Irina Ojovan, Ulla Rauter, Anneliese Schrenk, Catalina Swinburn, Anastasiya Yarovenko, LAb[au]

Vernissage: Samstag, 05.05.2018 . 12-16 Uhr Ausstellung: 05.05. – 07.07.2018


In goldenen Lettern glänzend rief VER SACRUM einst an der Fassade der Wiener Secession zum Aufbruch eines neuen Kunstverständnisses auf und erhob den Frühling zum Heiligtum. Jener ist nicht nur in der Literatur und Musik ein oft zur Interpretation gewähltes Thema und Fokus der Auseinandersetzung in Text und Ton, sondern auch von ikonografscher Bedeutung in der bildenden Kunst. Gleichbedeutend dem Wiedererwachen, dem Aufbruch und Neubeginn, steht der Frühling oft allegorisch für das Weibliche. Botticellis Gemälde Primavera (1477-1482) gilt wohl als eine der deutlichsten Unterstreichungen dieser Verbindung, so lässt es die abgebildeten weiblichen Hauptakteure - Venus, Chloris, Flora und die drei Grazien - zur Personifzierung von Neubeginn und Erwachen werden, zu Symbolträgern der fruchtbaren Frühlingsmonate. Der Frühling, als die erste und vrüeje Zeit des Jahres, ist im ökonomischen und gesellschaftlichen Sinn weichenstellend für das restliche Jahr und mitunter auch eine Zeit des klimatischen Aufruhrs. Sprunghaftes Wetter und sich immer zu abwechselnde Himmelsboten, die im März oft verlockend warme Temperaturen und im Mai noch überraschend Schnee und Eisregen bringen, sorgen für Abwechslung. Ebenso die sieben Künstlerinnen und das Kollektiv LAb[au] der Ausstellung „FRÜH:LING [fry:ling], der: weiblich“, die durch ihre thematische und mediale Vielschichtigkeit dieses Wetterspiel aufgreifen. So eröffnen die Künstlerinnen Darina KMETOVA (*1978 Slowakei), Anselma MURSWIEK (*1989 Deutschland), Irina OJOVAN (*1988 Moldawien), Ulla RAUTER (*1980 Österreich), Anneliese SCHRENK (*1974 Österreich), Catalina SWINBURN (*1979 Chile), Anastasiya YAROVENKO (*1983 Russland) und das Kollektiv LAb[au] (Belgien) den Besuchern eine Ausstellung, deren künstlerische Bandbreite einerseits die Ruhe eines Frühlingsmorgens andererseits die Wucht eines Maigewitters inne hat. Thematisch über den Frühling hinausgehend eruiert die Ausstellung auf unterschiedlichste Art und Herangehensweise die Position der Künstlerin und rüttelt so erneut am Kunstverständnis und seinen systematischen Verstrickungen. Der Titel deutet syntaktisch bereits an, was in der Kunst- und Kulturgeschichte unumstößlich ist: Die Dominanz des Männlichen. Trotz der weiblichen Konnotation die dem Wort Frühling seit je anhaftet, ist ER in der Deutschen Sprache grammatikalisch männlich, etymologisch jedoch ist der mittelhochdeutsche Begriff „vrüeje“ - früh - dem Wort „vruowe“, heute Frau, viel näher. Während sich im 15. Jahrhundert der Begriff Frühling sprachgeschichtlich gegen seine althochdeutschen Vorgänger „glenz“ oder „lenz“ als der für die Alltagssprache gebräuchlichere Begriff durchsetzte, war ihm lange ein unedler oder nicht literarisch wertvoller Beigeschmack anhaftend. Wider einer überwiegenden Mehrheit von Sprachfamilien, wo der Frühling im Genus weiblich ist, ist dieser historisch hier sprachlich und visuell ein Thema, welches stets aus einem männlichen Blick beschrieben und bebildert wurde. So stehen die gezeigten Positionen zum einen für sich in ihrer Unterschiedlichkeit und ihrem Zugang zur Kunst autonom, zum anderen trotzen sie aber auch als Einheit gemeinsam der männlichen Geschichtsschreibung und ihrer Kanonisierung. Gerade auch die Wiener Secessionisten müssen aus diesem Blickwinkel betrachtet werden - dennoch aber beschwören sie den Frühling als heilig und damit auch einen Umbruch, an jenen sie visionär glaubten sowie es „FRÜH:LING [fry:ling], der: weiblich“ tut. Diesem Sinne folgend postuliert die Ausstellung erneut den Frühling als treibende Kraft und als impulsgebende Zeit, die Kunst und seine systemischen Verzweigungen zu kritisieren, zu verändern und herauszufordern. Die Positionen zeigen dies auf eine spannende Weise von innen heraus und laden zu einer neuerlichen Auseinandersetzung ein. So stehen die sieben Künstlerinnen und LAb[au] mit ihren Werken für Aufbruch und Neubeginn und im Zeichen des weiblichen Frühlings sind sie darüber hinaus Ausdruck von Mut zur Sichtbarkeit und Glaube an Veränderung - in einer (noch) männlich dominierten Kunstwelt.


Mario Mauroner Contemporary Art Vienna / Weihburggasse 26 / 1010 Wien

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